Language of document : ECLI:EU:T:2015:254





Urteil des Gerichts (Fünfte Kammer) vom 30. April 2015 – Polynt und Sitre/ECHA

(Rechtssache T‑134/13)

„REACH – Identifizierung bestimmter Inhalationsallergene als besonders besorgniserregende Stoffe – Ähnlich besorgniserregende Stoffe – Nichtigkeitsklage – Unmittelbare Betroffenheit – Zulässigkeit – Verteidigungsrechte – Verhältnismäßigkeit“

1.                     Nichtigkeitsklage – Natürliche oder juristische Personen – Handlungen, die sie unmittelbar und individuell betreffen – Unmittelbare Betroffenheit – Kriterien – Entscheidung der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA), mit der ein Stoff als besonders besorgniserregend ermittelt wurde – Klage der Lieferanten des Stoffes – Zulässigkeit (Art. 263 Abs. 4 AEUV; Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 31 Abs. 9 und 59) (vgl. Rn. 27, 36-38)

2.                     Nichtigkeitsklage – Zulässigkeitsvoraussetzungen – Natürliche oder juristische Personen – Klage, die von mehreren Klägern gegen dieselbe Entscheidung erhoben wird – Klagebefugnis eines dieser Kläger – Zulässigkeit der Klage insgesamt (Art. 263 Abs. 4 AEUV) (vgl. Rn. 39)

3.                     Nichtigkeitsklage – Natürliche oder juristische Personen – Begriff „Rechtsakt mit Verordnungscharakter“ im Sinne von Art. 263 Abs. 4 AEUV – Jeder Rechtsakt mit allgemeiner Geltung mit Ausnahme von Gesetzgebungsakten – Entscheidung der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA), mit der ein Stoff als besonders besorgniserregend ermittelt wurde – Einbeziehung – Rechtsakte, die keine Durchführungsmaßnahmen im Sinne von Art. 263 Abs. 4 AEUV nach sich ziehen (Art. 263 Abs. 4 AEUV; Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 57 Buchst. f und 59) (vgl. Rn. 40)

4.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Liste der in Art. 57 Buchst. f der Verordnung angeführten Stoffe – Nicht abschließender Charakter (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, 16. Erwägungsgrund sowie Art. 57 Buchst. f und 59) (vgl. Rn. 44-46)

5.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Ermessen der Unionsbehörden – Umfang – Gerichtliche Nachprüfung – Grenzen – Offensichtlicher Irrtum, Ermessensmissbrauch oder offensichtliche Überschreitung der Grenzen des Ermessensspielraums (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 57 und 59) (vgl. Rn. 52, 53, 105)

6.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Beherrschbarkeit der negativen Auswirkungen eines Stoffes durch Managementmaßnahmen – Der Ermittlung als besonders besorgniserregender Stoff nicht entgegenstehender Umstand – Verpflichtung der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA) zur Berücksichtigung einer Risikobewertung für einen Stoff der Kategorie 1 der Richtlinie 67/548 – Fehlen (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 57 Buchst. a bis f, 58 Abs. 2, 59 Abs. 4 und 60 Abs. 2 sowie Anhang XIV; Richtlinie 67/548 des Rates) (vgl. Rn. 61, 68-71, 81)

7.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Stoffe mit persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Eigenschaften oder sehr persistenten und sehr bioakkumulierbaren Eigenschaften – Angabepflichten betreffend Ersatzstoffe – Umfang – Eventuelle Auswirkung solcher Angaben auf eine Entscheidung über die Ermittlung eines Stoffes als besonders besorgniserregend – Grenzen (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 59) (vgl. Rn. 88)

8.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Bestimmung, in welchem Ausmaß ein Stoff besorgniserregend ist – Einzelfallprüfung bei Fehlen einer Festlegung von objektiven Kriterien durch die Verordnung – Verletzung der Verteidigungsrechte – Fehlen (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, 16. Erwägungsgrund sowie Art. 57 Buchst. a bis f und 59; Leitfaden für die Ermittlung von besonders besorgniserregenden Stoffen, Abschnitt 3.3.3.2) (vgl. Rn. 95-98)

9.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Unterschiedliche Natur und Eigenständigkeit gegenüber dem Verfahren der Bewertung (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Erwägungsgründe 19 bis 21 und 69 sowie Art. 14, 44 bis 48 und 59) (vgl. Rn. 101, 114)

10.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Entscheidung der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA), mit der Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid als besonders besorgniserregender Stoff ermittelt wurde – Verstoß gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit – Fehlen (Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, 16. Erwägungsgrund, Art. 14 Abs. 6, 44 bis 48, 55, 58 Abs. 5, 59 und 69 sowie Anhang XVII) (vgl. Rn. 107, 108, 116, 118-120)

11.                     Rechtsangleichung – Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe – REACH-Verordnung – Besonders besorgniserregende Stoffe – Ermittlungsverfahren – Einstimmige Einigung des Ausschusses der Mitgliedstaaten – Stimmenthaltung eines Mitgliedstaats – Keine Auswirkung auf einen von den vertretenen Mitgliedstaaten einstimmig gefassten Beschluss (Art. 238 Abs. 4 AEUV; Verordnung Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, Art. 59 Abs. 8; Geschäftsordnung des Ausschusses der Mitgliedstaaten der Europäischen Chemikalienagentur [ECHA], Art. 19 Abs. 1) (vgl. Rn. 126)

Gegenstand

Klage auf teilweise Nichtigerklärung des Beschlusses ED/169/2012 der ECHA vom 18. Dezember 2012 über die Aufnahme besonders besorgniserregender Stoffe in die Kandidatenliste gemäß Art. 59 der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH), zur Schaffung einer Europäischen Chemikalienagentur, zur Änderung der Richtlinie 1999/45/EG und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 793/93 des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1488/94 der Kommission, der Richtlinie 76/769/EWG des Rates sowie der Richtlinien 91/155/EWG, 93/67/EWG, 93/105/EG und 2000/21/EG der Kommission (ABl. L 396, S. 1), soweit er Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid (EG Nr. 201-604-9), cis-Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid (EG Nr. 236-086-3) und trans-Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid (EG Nr. 238-009-9) betrifft

Tenor

1.

Die Klage wird abgewiesen.

2.

Die Polynt SpA und die Sitre Srl tragen neben ihren eigenen Kosten die Kosten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA).

3.

Das Königreich der Niederlande, die Europäische Kommission, New Japan Chemical und die REACh ChemAdvice GmbH tragen ihre eigenen Kosten.