Urteil des Gerichts (Neunte Kammer) vom 29. Februar 2016 – EGL u. a./Kommission
(Rechtssache T‑251/12)
„Wettbewerb – Kartelle – Speditionsdienste im internationalen Luftverkehr – Beschluss, mit dem eine Zuwiderhandlung gegen Art. 101 AEUV festgestellt wird – Preisfestsetzung – Aufschläge und Rechnungsstellungsmechanismen, die sich auf den Endpreis auswirken – Marktabgrenzung – Beeinträchtigung des Handels zwischen Mitgliedstaaten – Zusammenarbeit – Teilweiser Erlass der Geldbuße“
1. Kartelle – Abgrenzung des Marktes – Zweck – Bestimmung der Beeinträchtigung des Handels zwischen Mitgliedstaaten – Verpflichtung zur Abgrenzung des relevanten Marktes – Umfang – Bestimmung des relevanten Marktes – Beurteilungskriterien – Substituierbarkeit der Erzeugnisse oder Dienstleistungen auf der Angebots- und der Nachfrageseite (Art. 101 Abs. 1 AEUV; EWR-Abkommen, Art. 53 Abs. 1; Mitteilungen der Kommission 97/C 372/03 und 2004/C 101/07, Nr. 55) (vgl. Rn. 33, 34, 42, 48, 52, 53)
2. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Festlegung des Grundbetrags – Ermittlung des Umsatzes – Umsätze, die mit der Zuwiderhandlung in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang stehen – Beschränkung auf die tatsächlich vom Kartell betroffenen Umsätze – Fehlen (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilung 2006/C 210/02 der Kommission, Nr. 13) (vgl. Rn. 61)
3. Kartelle – Beeinträchtigung des Handels zwischen Mitgliedstaaten – Spürbare Auswirkung – Beurteilungskriterien – Potenzielle erhebliche Beeinträchtigung (Art. 101 Abs. 1 AEUV; EWR-Abkommen, Art 53 Abs. 1; Mitteilung 2004/C 101/07 der Kommission, Nr. 53) (vgl. Rn. 64-66, 74, 85, 87)
4. Kartelle – Beeinträchtigung des Wettbewerbs – Beurteilungskriterien – Wettbewerbsfeindlichkeit – Hinreichende Feststellung – Unterscheidung zwischen bezweckten und bewirkten Zuwiderhandlungen (Art. 101 Abs. 1 AEUV; EWR-Abkommen, Art. 53 Abs. 1) (vgl. Rn. 93, 95)
5. Wettbewerb – Verkehr – Wettbewerbsregeln – Luftverkehr – Verordnung Nr. 17 – Geltungsbereich – Tätigkeiten, die unmittelbar die Luftbeförderungsleistungen betreffen – Ausschluss – Tätigkeiten, die sich nicht auf den Luftverkehr selbst, sondern auf einen vor- oder nachgelagerten Markt beziehen – Einschluss (Art. 101 AEUV; Verordnungen des Rates Nr. 17 und Nr. 141, dritter Erwägungsgrund und Art. 1) (vgl. Rn. 106, 107, 109-111, 114, 115, 118)
6. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Festlegung des Grundbetrags – Ermittlung des Umsatzes – Umsätze, die mit dem Verstoß in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang stehen – Einschluss der in den Preisen der verkauften Waren und Dienstleistungen enthaltenen Kosten (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilung 2006/C 210/02 der Kommission, Nr. 13) (vgl. Rn. 119, 120)
7. Wettbewerb – Geldbußen – Entscheidung, mit der Geldbußen verhängt werden – Begründungspflicht – Umfang – Angabe der Beurteilungsgesichtspunkte, die es der Kommission ermöglicht haben, die Schwere der Zuwiderhandlung zu ermitteln – Ausreichende Angaben (Art. 101 AEUV und 296 Abs. 2 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2 und 3) (vgl. Rn. 132, 133)
8. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Kriterien – Nichtverhängung oder Herabsetzung einer Geldbuße als Gegenleistung für die Zusammenarbeit des beschuldigten Unternehmens – Gewährung eines bedingten Geldbußenerlasses – Voraussetzung – Vorlage von Beweismitteln, die geeignet sind, es der Kommission zu ermöglichen, eine gezielte Untersuchung im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Zuwiderhandlung durchzuführen – Bedeutung (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilung 2006/C 298/11 der Kommission, Nrn. 4, 8 Buchst. a, 18 und 22) (vgl. Rn. 139, 144, 166, 167, 174-178, 187)
9. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Anpassung des Grundbetrags – Kronzeugenregelung – Würdigung komplexer wirtschaftlicher Gegebenheiten – Entscheidungsspielraum der Kommission – Gerichtliche Nachprüfung – Rechtmäßigkeitskontrolle – Umfang (Art. 101 AEUV und 263 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilung 2002/C 45/03 der Kommission, Nr. 8 Buchst. a) (vgl. Rn. 146)
10. Wettbewerb – Verwaltungsverfahren – Nachprüfungsbefugnis der Kommission – Beschluss, mit dem eine Nachprüfung angeordnet wird – Begründungspflicht – Umfang – Klare Angabe ernsthafter Indizien, die für den Verdacht einer Zuwiderhandlung ausreichen (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 20 Abs. 4) (vgl. Rn. 148-150)
11. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Mitteilung der Kommission über den Erlass und die Ermäßigung von Geldbußen als Gegenleistung für die Zusammenarbeit der beschuldigten Unternehmen – Zwingender Charakter für die Kommission – Verstoß gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes – Voraussetzungen (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilung 2006/C 298/11 der Kommission, Nr. 38) (vgl. Rn. 180)
12. Wettbewerb – Geldbußen – Höhe – Festsetzung – Anpassung des Grundbetrags – Mildernde Umstände – Zusammenarbeit des beschuldigten Unternehmens außerhalb des Anwendungsbereichs der Kronzeugenregelung – Beurteilungskriterien – Ermäßigung sowohl nach der Kronzeugenregelung als auch nach den Leitlinien – Ausschluss (Art. 101 AEUV; Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 23 Abs. 2; Mitteilungen der Kommission 2006/C 298/11 und 2006/C 210/02, Nr. 29, vierter Gedankenstrich) (vgl. Rn. 187, 189-192)
Gegenstand
| Klage auf Nichtigerklärung des Beschlusses C (2012) 1959 final der Kommission vom 28. März 2012 in einem Verfahren nach Art. 101 [AEUV] und Art. 53 des EWR-Abkommens (Sache COMP/39462 – Speditionsdienste), soweit er die Klägerinnen betrifft, oder, hilfsweise, Klage auf Abänderung der darin gegen sie verhängten Geldbußen |
Tenor
1. | | Die Klage wird abgewiesen. |
2. | | Die EGL, Inc., Ceva Freight (UK) Ltd und die Ceva Freight Shanghai Ltd tragen die Kosten. |