Die größte Herausforderung für das Jahr 2025 besteht darin, den vollständigen Erfolg der Umsetzung der seit dem 1. Oktober 2024 geltenden teilweisen Übertragung der Zuständigkeit für Vorabentscheidungen auf das Gericht sicherzustellen, die den letzten Schritt der Reform des Gerichtssystems der Union darstellt. Der Gerichtshof wird dafür sorgen, dass alle Dienststellen dem Gericht eine effektive und erstklassige Unterstützung leisten, damit es diese Rechtssachen unter optimalen Bedingungen bearbeiten kann.
Als Reaktion auf die kurz- und mittelfristig zu erwartende Zunahme der Rechtssachenanzahl wird der Gerichtshof im Übrigen das Projekt der Digitalisierung der gerichtlichen und administrativen Prozesse vorantreiben, um die Wirksamkeit und Effizienz seiner Verwaltung zu erhöhen. Er wird weiterhin die Möglichkeiten innovativer Technologien nutzen und dabei die angesichts seiner Rechtsprechungstätigkeit erforderliche Vorsicht walten lassen sowie sich von der Wertschätzung des Fachwissens und des Talents seiner Mitarbeiter leiten lassen.
Das Jahr wird aber auch von neuen Projekten für die Bürger geprägt sein, um die Politik der Transparenz und des Zugangs zu Informationen fortzusetzen. Um die Transparenz seiner Rechtsprechungs- und Verwaltungstätigkeit zu erhöhen, wird der Gerichtshof seine Kommunikationskanäle breiter aufstellen und neu gestalten. So wird das Organ seine Website erneuern, um den Bedürfnissen der Angehörigen der Rechtsberufe, der Medien und der breiten Öffentlichkeit gerecht zu werden. Um das Verständnis der Arbeitsweise und der Entscheidungen des Gerichtshofs für alle Bürger, einschließlich der jüngeren Generation, zu erleichtern, wird der Gerichtshof außerdem eine audiovisuelle Online-Plattform mit dem Namen Curia web TV einrichten, auf der Programme mit Erläuterungen zu seiner Tätigkeit ausgestrahlt werden.
2025 wird die Europäische Union den 30. Jahrestag des Beitritts von Österreich, Finnland und Schweden begehen. Der Gerichtshof wird dieser vierten Erweiterung der Europäischen Union gedenken, die fast zehn Jahre nach dem Beitritt von Spanien und Portugal und nach jeweiligen Referenden in den drei betroffenen Staaten die Europäische Union auf 370 Millionen Bürger anwachsen ließ und ihren geografischen Raum sowohl nach Norden als auch zur Mitte Europas hin erheblich erweiterte. Es sollen der Hintergrund des Beitritts dieser drei Länder, seine Bedeutung und seine Auswirkungen beleuchtet werden. An dem Kolloquium werden prominente Vertreter der geehrten Staaten teilnehmen.
Schließlich wird der Gerichtshof den intensiven Dialog fortsetzen, den er seit über 70 Jahren mit den nationalen Gerichten führt, um die Kohärenz und einheitliche Anwendung des Unionsrechts zu gewährleisten.
Dies wird insbesondere im Rahmen des Justiziellen Netzwerks der Europäischen Union (mit den Verfassungs- und obersten Gerichten) sowie des Forums für Richter und Staatsanwälte, das jährlich in seinen Räumlichkeiten stattfindet, geschehen.
Der Gerichtshof wird zudem im September 2025 die Konferenz „EUnited in diversity“ in Sofia mitorganisieren. Nach den ersten Auflagen 2021 in Riga und 2023 in Den Haag wird die dritte Auflage dieses mittlerweile traditionellen zweijährlichen Treffens zum Thema „Die Rolle der Verfassungsgerichtsbarkeit in der gemeinsamen Rechtsordnung der Europäischen Union“ stattfinden.