Turm Rocca
Giustina Rocca gilt als erste Rechtsanwältin der Geschichte. Sie ist bekannt für einen Schiedsspruch, den sie am 8. April 1500 im Rahmen eines Rechtsstreits fällte, der ihr zur Entscheidung übertragen worden war. Am Sitz des venezianischen Gouverneurs von Trani fällte Giustina Rocca ihren Schiedsspruch in der Volkssprache – statt, wie damals üblich, auf Lateinisch –, damit das zur Verkündung erschienene Volk ihn auch verstehen konnte. Sie lud sodann die unterlegene Partei vor, um sich das übliche Honorar bezahlen zu lassen, und zeigte damit zu einer Zeit, als Frauen weder Zugang zu Bildung hatten noch Rechtsberufe ausüben konnten, dass sie genauso behandelt werden wollte wie Männer, die diese Vorrechte genossen.
Mit seinen 29 Stockwerken und 118 Metern ist der Turm Rocca das höchste Gebäude Luxemburgs. Er erscheint äußerlich wie zwei Türme, die sich aneinander lehnen, bildet aber nach innen ein Gebäude.
Da dieser Turm den letzten Abschnitt des Gesamtprojekts bildet, wollten seine Architekten den Komplex abschließen, indem sie ihn schräg zu den Türmen Comenius und Montesquieu stellten und damit deren Kontinuität brachen. Nur eine der beiden Hauptfassaden übernimmt Struktur und Abmessungen der beiden anderen Türme, während die andere schwarz gehalten und leicht erhöht ist. Durch diesen architektonischen Dialog mit dem Palais und den bestehenden Türmen fügt sich der Turm Rocca in den bestehenden Komplex ein. Die Verbindung zu den anderen Gebäuden wird durch die Verlängerung der Galerie und eine große Treppe gewährleistet, die an die Treppe erinnert, die die Galerie mit dem Palais verbindet.
Der dritte Turm erfüllt einen hohen Energieeffizienzstandard, der dem eines Passivhauses entspricht, mit einem im Vergleich zum Referenzgebäude um 55 % verringerten Wärmebedarf und mit einem um 45 % verringerten Primärenergieverbrauch und CO2-Ausstoß.
Mit der Einweihung des Turms Rocca im September 2019 konnten wieder alle Dienststellen des Gerichtshofs an einem Standort untergebracht und seine Mitglieder und das Personal unter einem Dach zusammengeführt werden.
