Gebäude Erasmus

Desiderius Erasmus Roterodamus (1466–1536) war Theologe und Philosoph und gilt als einer der größten Humanisten der Renaissance. Sein dichtes und eklektisches Werk umfasst zahlreiche Themen wie die Pädagogik, die Moral‑, Religions- und politische Philosophie, die Rhetorik sowie die Übersetzung. Erasmus bereiste Europa, um seine Kenntnis des griechisch-römischen geistigen Erbes zu vervollständigen, aber auch um zu lehren: „Menschen werden nicht als Menschen geboren, sondern als solche erzogen!“ 1508 veröffentlichte Erasmus das Lob der Torheit, eine Satire, die von seiner geistigen Unabhängigkeit zeugt. Als überzeugter Philanthrop verteidigte er bis an sein Lebensende die Werte der Toleranz und des Friedens.

Das Gebäude Erasmus war die erste Erweiterung des Palais des Gerichtshofs. Wie die Gebäude Thomas More und Themis wurde es von den luxemburgischen Architekten Paul Fritsch, Jean Herr und Gilbert Huyberechts sowie dem italienischen Architekten Bohdan Paczowski entworfen. Es wurde 1988 fertiggestellt, um dort 1989 das Gericht unterbringen zu können.

Ursprünglich war das Gebäude nur durch einen 50 Meter langen, in den Felsen getriebenen Tunnel mit dem Palais verbunden. Nach der Totalrenovierung in den Jahren 2009 bis 2013 wird diese Verbindung nunmehr durch die Galerie und ihre große Treppe hergestellt.

Das Gebäude ist mit rosafarbenem Granit verkleidet, der perfekt mit dem Bronzeton des Palais harmoniert, und zeichnet sich durch große Baukörper aus, die sich um Innenhöfe gruppieren und durch Brücken und Laufstege aus Stahl und Glas miteinander verbunden sind.

Heute sind dort Richter des Gerichts mit ihren Kabinetten sowie drei Sitzungssäle (Saal Dalsgaard, benannt nach einem dänischen Künstler, Saal Pessoa, benannt nach einem portugiesischen Dichter, und der 2022 eingerichtete Rote Sitzungssaal) untergebracht, die für die mündlichen Verhandlungen des Gerichts genutzt werden.